Taumel Moralischer Art
Schaufensterausstellung
Online Vernissage 4.2.2021
Ausstellungsdauer 5.- 20.2.2021
Projektionszeit / Show Time
Do – Sa 18:00 – 21:00
vor der Galerie / in front of the gallery
& nach Vereinbarung / by arrangement gallery@12-14.org
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Handelt es sich hier um eine Zerstörung als produktive Kraft oder um ein Spiel mit destruktiver Bestimmung?
In der Ausstellung Taumel moralischer Art beschäftigen sich Caroline Haberl und Mira Klug mit einem scheinbar naiven Akt der Destruktion. Wo endet das Spiel und wo beginnt Zerstörung? Wo befindet sich die Grenze von Stillstand zu Bewegung und was hat die Zerstörung damit zu tun? In drei Videoarbeiten werden mittels kleiner Gesten Fragen wie diese in den Raum gestellt und offen stehen gelassen.
Is this destruction as a productive force or a game of destructive destiny?
In the exhibition Taumel moralischer Art, Caroline Haberl and Mira Klug deal with a seemingly naïve act of destruction. Where does the game end and destruction begin? Where is the boundary between standstill and movement and what does destruction have to do with it? In three video works, questions like these are posed and left open by means of small gestures.
Photocredits Mira Klug 2021
Taumel Moralischer Art
Caroline Haberl und Mira Klug
Schaufensterausstellung
Online Vernissage 4.2.2021
Ausstellungsdauer 5.- 20.2.2021
Projektionszeit / Show Time
Do – Sa 18:00 – 21:00
vor der Galerie / in front of the gallery
& nach Vereinbarung / by arrangement gallery@12-14.org
Handelt es sich hier um eine Zerstörung als produktive Kraft oder um ein Spiel mit destruktiver Bestimmung?
Diese von Caroline Haberl und Mira Klug zur Diskussion gestellte Frage beschreibt unsere Erfahrungen nach einem Jahr in der Pandemie. Es ist eine archaische Frage, bestens bekannt aus der griechischen Mythologie. Wie Phönix aus der Asche könnten wir gereinigt aus der Krise herausgehen, oder auch als Opfer unserer Hybris in der Glut der Sonne wie Ikarus verbrennen.
Letztendlich liegt die Entscheidung bei uns, visionäre Utopie oder Osterinsel Schicksal.
In der Ausstellung Taumel Moralischer Art beschäftigen sich Caroline Haberl und Mira Klug mit einem scheinbar naiven Akt der Destruktion, wo endet das Spiel und wo beginnt Zerstörung?
Wo befindet sich die Grenze von Stillstand zu Bewegung und was hat die Zerstörung damit zu tun?
In drei Videoarbeiten werden mittels kleiner Gesten Fragen wie diese in den Raum gestellt und offen stehen gelassen.
Die beiden Künstlerinnen sind bekannt dafür, dass sie Ihre Präsentationsform immer nach Inhalt, Materialien und Ort ihrer Arbeiten aus. Im Lockdown haben sich die beiden für eine Schaufenster Ausstellung entschieden, um die Arbeiten öffentlich zugänglich zu machen.
Durch die Projektion zweier Filme auf das Schaufenster der 12-14 contemporary, auf die 4. Wand des White Cube, und den Einsatz eines Hantamax, wird die Ausstellung zu einer Kunstfläche im Öffentlichen Raum.
Im Video „Taumel Moralischer Art #1“ wird blütenweißes Druckerpapier zerschnitten. Ein psychologisch symbolträchtiger Akt der Zerstörung oder ein scheinbar naiver Akt von Destruktion.
Stillstand und Bewegung sind auch im zweiten Film „Bewegung im Stillstand“ essentiell.
Kleine Projektionen in Diagonale zeigen die beiden Künstlerinnen auf einem fragilen sizilianischen Hometrainer aufeinander zu radeln. Die permanente Bewegung in der Stagnation ergibt für mich die perfekte Visualisierung des pandemischen Zustands. Einerseits scheint alles still zu stehen, gleichzeitig laufen unsere Gedanken auf Hochtouren, unsere Gefühle amok.
Wie Hamster im Rad gleichen die beiden Cyklistinnen modernen Sklaven des Neoliberalismus: permanent in Bewegung, um nicht reflektieren zu können, dürfen. Solange das Werk läuft, scheint die Welt in Ordnung. 2020 hat uns das Gegenteil bewiesen, wir haben erfahren was wirklicher Stillstand ist, ebenso wie die Ruhelosigkeit von der Stagnation befeuert wird.
In „Stürzen“ beschreiben die beiden Künstlerinnen den Zustand knapp vor oder knapp nach dem Absturz. Der sich konstant wiederholende Vorgang erinnert oberflächlich an Buster Keaton oder Charlie Chaplin. Darunter beschreibt er den menschlichen Zustand, die Ohnmacht vor Tatsachen, die Inflexibilität im Alltag, den Tanz am Abgrund.
Die Arbeiten von Caroline Haberl und Mira Klug können ästhetisch, künstlerisch, emotional betrachtet werden. Sie sind einfach schön, doch Obacht, unter der Oberfläche versteckt sich ein Haken, der andere Themengruppen aufreisst. Quasi in der Verkleidung liegt der wahre Kern versteckt.
ENGLISH
Is this destruction as a productive force or a game with a destructive purpose?
This question, posed for discussion by Caroline Haberl and Mira Klug, describes our experience after a year in the pandemic. It is an archaic question, best known from Greek mythology. We could emerge from the crisis purified like a phoenix from the ashes, or we could burn up in the embers of the sun like Icarus, a victim of our hubris.
Ultimately, the choice is ours, visionary utopia or Easter Island fate.
In the exhibition „Taumel Moralischer Art“ Caroline Haberl and Mira Klug deal with a seemingly naive act of destruction, where does the game end and where does destruction begin?
Where is the border from standstill to movement and what does destruction have to do with it?
In three video works, questions like these are posed and left open by means of small gestures.
The two artists are known for always choosing their form of presentation according to the content, materials and location of their works. In Lockdown, the two have opted for a storefront exhibition to make the works publicly accessible.
By projecting two films on the window of the 12-14 contemporary, on the 4th wall of the White Cube, and using a Hantamax, the exhibition becomes an art surface in public space.
In the video “Taumel Moralischer Art #1”, pristine white printer paper is cut up. A psychologically symbolic act of destruction or a seemingly naive act of devastation.
Standstill and movement are also essential in the second film “Bewegung im Stillstand”.
Small projections in diagonal show the two artists cycling towards each other on a fragile Sicilian exercise bike. For me, the permanent movement in stagnation results in the perfect visualization of the pandemic state. On the one hand, everything seems to be at a standstill, while at the same time our thoughts are running at full speed, our emotions amok.
Like hamsters in a wheel, the two cyclists resemble modern slaves of neoliberalism: permanently on the move so as not to be able to reflect, not to be allowed. As long as the work runs, the world seems fine. 2020 has proven us wrong, we have experienced what real standstill is, just as restlessness is fueled by stagnation.
In “Stürzen” the two artists describe the state just before or just after the crash. The constantly repeating process is superficially reminiscent of Buster Keaton or Charlie Chaplin. Below it describes the human condition, the powerlessness before facts, the inflexibility in everyday life, the dance on the precipice.
The works of Caroline Haberl and Mira Klug can be viewed aesthetically, artistically, emotionally. They are simply beautiful, but beware, under the surface hides a hook that rips open other groups of themes. Quasi in the disguise lies the true core hidden.
Denise Parizek, 2021