The Romanian 1984
zeppelin & ideilagram & uranus now
Horia Marinescu, ein Architekt der die Zeichnung vom Entwurfsprozess trennt, und ihr erlaubt, sich zu verselbstständigen. Geboren in Bukarest, seit 1992 Adoptivwiener, hat Architektur in Bukarest und dann in Wien an der Akademie der bildenden Künste und der TU Wien studiert. Im Bukarester Künstler- und Schriftstellermilieu aufgewachsen, war er schon immer ein Grenzgänger zwischen praktischem Entwerfen, Kunst und Architekturjournalismus, und behielt rege Kontakte zur Bukarester Szene.
Pictures of the Exhibition
Bukarest Exorzismus
Alp(en)traum Wittgensteinhaus
Photocredits: Horia Marinescu & Zeppelin & Uranus Now
Zeppelin & Ideilagram: Projekt Uranus Acum / Uranus Now Kuratoren: Dorothee Hasnas, Stefan Ghenciulescu Designkoordinator und Kurator: Ilinca Paun-Constantinescu
Das Projekt “Uranus Acum” wurde im Herbst 2019 in Bukarest ausführlich als Ausstellung, digitales Archiv und Installation im öffentlichen Raum gezeigt. In Wien wird eine Auswahl der wichtigsten Materialien vorgestellt.
Zeppelin ist die führende rumänische Architekturzeitschrift, erscheint in Bukarest seit 2008 (bzw. 2000-2008 als Arhitectura), geleitet von Stefan Ghenciulescu, Cosmina Goagea und Constantin Goagea.
Ideilagram (Ideen, gramm-weise) ist ein bukarester Verein, der sich mit Architektur und Stadt auseinandersetzt, Mikro- oder Makroideen für urbane Gemeinschaften umsetzt, ein interdisziplinäres Netzwerk für Interventionen im Stadtraum. Leitung: Ilinca Paun-Constantinescu.
1984, die Postmoderne à la roumaine
In den 80er Jahren begann Ceausescu, der damalige rumänische Conducator und Diktator, ein “Haus des Volkes” zu bauen, und zwar nur für sich selbst. Es resultierte das zweitgrößte Gebäude der Welt und das ersthässlichste. Dazu riss er ein Drittel der Altstadt Bukarests ab, dort wo noch eine Insel der Normalität inmitten des koreanischen Kasernen-Kommunismus herrschte, und vertrieb 30.000 Familien aus ihren Häusern.
Um die Karikatur zu vollenden, nahmen die Architekten der Zeit die Gelegenheit wahr, “das größte Postmoderne Ensemble der Welt” zu bauen, in einer Zeit, in der dieser Stil ja weltweit Furore machte (z.B. Hans Hollein in Wien). Das “Haus des Volkes” wurde ein Konglomerat aus allen möglichen stilistischen Zitaten, gemischt nach guter Laune des Conducators, der ja bekannterweise fast Analphabet war.
Die soziale und emotionale Wunde, die damit in den Menschen der Stadt aufgerissen wurde, ist bis heute nicht geschlossen. Die Ausstellung präsentiert einerseits eine Erhebung sozialer und städtebaulicher Eckdaten (durch das Projekt Uranus Now von Zeppelin / ideilagram), andereseits die Auseinandersetzung von Horia Marinescu mit seiner eigenen Vergangenheit und dem Erlebnis des Abrisses seines Stadtteils und Zuhauses.
Exorzismus durch Zeichnen
Der gefeierte Schriftsteller Rumäniens, Mircea Cartarescu, zerstört in einem seiner Romane dieses “Haus des Volkes”, in einer apotheotischen Szene, die an Hollywoodfilme à la “Independence Day” erinnert. Von dieser imaginären Zerstörung geht Horia Marinescu aus, in seinem Zeichnungsexorzismus desselben “Hauses des Volkes”. Dabei benützt er Mitteln derselben Postmoderne, die auch bei der Erschaffung des “Hauses” benutzt wurden: die Intertextualität (die im Falle der Zeichnung ja eine “Inter-Grafizität” ist), das Zitat aus emblematischen Werken und Stilen (die Ruinenromantik von Claude Lorrain oder Piranesi) und die Onirik von Andrei Tarkowskis Filmen (Der Spiegel, Solaris).
Moderne und Populismus, zwischen Wien und Bukarest
In derselben Linie sucht Horia Marinescu nach einer Poetik, die von der Wandlung seines Lebens erzählen soll, zwischen der Moderne, dem Rumänien von Ceausescu und dem Österreich von Jörg Haider. Diese verkehrte Moderne wird zur Widerspiegelung der Postmoderne, die nicht stilistisch, sondern ethisch und gesellschaftlich als ein Verlust der Orientierung gemeint ist.
1984 – postmodernism à la roumaine – imaginary travel into the silent drama of Bucharest demolition
Ceausescu decided to build a huge and monstrous „house of the people“, intended to be used just by himself. For this, he erased one third of Bucharest in the years 1982-1984. Architect Horia Marinescu, invited by the Bucharest review “Zeppelin“ is recounting in his memory delineations the human story of this moment, in which about 30.000 families were displaced and their social and public spaces destroyed.