Moving Plots – Tiberius Stanciu

MOVING PLOTS by Tiberius Stanciu

MOVING PLOTS is connecting literature, movies, performance and installation in the context of Fine arts and scrutinizes our personal as well as our historic view on events of the past. Historiographical methodology itself resamples and reshapes historical documents and artefacts in a way that resembles filmmaking, adding up episodes to a movie. And as every age has its movies, so it has its historiography.

MOVING PLOTS ist der Name einer Software zum Drehbuchschreiben; es bedeutet auch ein sich bewegendes Stück Land. 2014 jährt sich zum 100sten Mal der Beginn des „Great War”, jenes Krieges, der im damaligen Europa vorher noch nie da gewesene Grenzverschiebungen verursacht hat. Das heutige Österreich, wie auch das heutige Rumänien, sind Produkte dieser durch den 1914 ausgebrochenen ersten Weltkrieg verursachten moved plots. 1911/1912, drei bzw. zwei Jahre vor Ausbruch des Krieges, wurden im damaligen Königreich Rumänien sowie in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie die ersten bis heute vollständig erhaltenen (Stumm-)Filme gedreht, der rumänische Film „Die Unabhängigkeit Rumäniens” und der österreichische Film “Der Müller und sein Kind”.
Photocredits by Marcus Zobl@Schleifmühlgasse 12-14

MOVING PLOTS este numele unei software de elaborat scenarii de film. La propriu desemneaza pur si simplu o bucata de teren în deplasare. 2014 este anul centenariului marelui razboi, cum spun englezii. Acest eveniment de acum un secol in urmä a produs pîna atunci nemaiväzute dislocäri de frontiere. Austria ca si România contemporanä, sunt urmärile acelor “moved plots”. 1911, trei ani înaintea izbucnirii razboiului, concomitent in imperiul austro-ungar si in tarile romane, au fost turnate primele filme (moving images, imagini în miscare) de lung metraj care sau pästrat pina in ziua de astäzi, filmul romanesc “Independenta României” si filmul austriac  “Der Müller und sein Kind”(morarul si copilul sau).

Cu ocazia acestei aniversäri Tiberius Stanciu a invitat pe scriitorul roman Robert Serban sa participe ca interlocutor si interpret in cadrul videotripticonului sau artistic. In partea de mijloc a tripticului Louis Anders si Robert Serban vor aborda subiectul “Independenta, un basm burghez”.In tabloul din stînga Robert Serban va figura într-un film mut de scurt metraj cu titlul “Poetul si copii sai” conceput dupa un propriu scenariu . Tabloul drept este traditional rezervat interventiei publicului la deschiderea si în timpul expositiei. Participantii vor fi invitati sä expunä pantomimic cum în ziua de azi se cade pentru patrie.

2014 anul cinci al galeriei Schleifmühlgasse12-14 se va deschide cu instalatia multimedialä,”Artripticul lui Louis Anders” de Tiberius Stanciu cu titlul MOVING PLOTS. Tripticul este o formä constantä în al cärei cadru Tiberius Stanciu se prezintä ca artist. Atât structura instalatiei, un interior burghez foarte redus un ecran video, fotografii expuse cît si videoul se prezintä sub forma de trinitate. Instalatiile precedente au fost I WAS HERE cu tematica abordatä taggingul, invitatul a fost un sprayer camuflat si IT IS I MYSELF-tematica abordatä fiind Isus ca fictiune medialä, iar invitatul theologul prof. Paul Zulehner.

Tal der Tränen / abstrahiertes Videostill / Valley of Tears / prescind Videostill / 2013
Louis Anders hat nun zum Anlass des 100sten Geburtstages des „Great War” den vielfach ausgezeichneten rumänischen Autor und Verleger Robert Serban, der im Frühjahr 2013 auf Einladung vom RKI (Rumänisches Kulturinstitut) und MQ eine  Artist in Residence in Wien hatte, in sein Artriptychon eingeladen, um im mittleren Teil des Triptychons im gemeinsamen Gespräch das Thema „Unabhängigkeit, ein bürgerliches Märchen” zu erörtern. Robert Serban wird im linken Teil des Triptychons einen nach eigenem Drehbuch konzipierten Stummkurzfilm zum Thema „Der Dichter und seine Kinder” realisieren. Im rechten Teil des Triptychons, der traditionell der Publikumsintervention vorbehalten ist, werden die Besucher der Ausstellung aufgefordert, sich pantomimisch mit der Frage „Wie stirbt man heute für die Unabhängigkeit” auseinanderzusetzen.
Tal der Tränen / abstrahiertes Videostill / Valley of Tears / prescind Videostill / 2013
In MOVING PLOTS werden Film und Literatur auf besondere Weise verknüpft, um unseren Zugang zur Geschichte – im besonderen zum ersten Weltkrieg – zu überprüfen. Die Betrachtung beider Filme wirft die Frage auf, ob sie als Produkt des Zeitgeistes jener Epoche auch als Vorboten für die nachfolgende Katastrophe angesehen werden können oder nicht. So sollen sowohl die Publikumsintervention als auch der Kurzfilm von Robert Serban einer zukünftigen Generation als Produkte unseres Zeitgeistes ein tieferes Verständnis unserer Epoche ermöglichen. Aber jeder Akt historischer Aufarbeitung einer vergangenen Epoche wird durch den Kontext der gegenwärtigen verfärbt. Der Bezug zum Titel “Moving Plots” ergibt sich aus der Art, wie die Rekonstruktion der Ereignisse durch Historiker mit Hilfe von Dokumenten und Zeugnissen stattfindet, die an filmische Montage erinnert. Die Dokumente und Zeugnisse dieser Ausstellung bestehen aus der Fotografie von zwei Gehängten in der italienischen Stadt San Vito al Tagliamento und dem dazugehörigen Feldpostbrief, datiert vom 10. November 1917, beides von Herr Dr. Rudolf Beyer, der gegen Ende des Ersten Weltkriegs als Verbindungsoffizier der k.und k. Armee an der Italienfront war.

Tal der Tränen / abstrahiertes Videostill / Valley of Tears / prescind Videostill / 2013

Das Triptychon ist die konstante Präsentationsform von Tiberius Stanciu, die er sowohl als Grundaufbau seiner Installationen verwendet, als auch als formales Element in seinen Videoarbeiten. Das Triptychon gehört zu den ältesten Formen in der Kunst. Es wurde als Darstellungsform religiöser Motive im 12. Jahrhundert erfunden. Die Symbolik des Triptychons geht auf die heilige Dreifaltigkeit zurück, sein Inhalt sollte dem Betrachter, wie bei allen religiösen Darstellungen, zur Glaubensfestigung dienen. Es ist, vereinfacht ausgedrückt, auch ein Vorgänger von Comic und Film – es vereint auf einer einzigen Zeitebene drei chronologisch aufeinanderfolgende Ereignisse. Seine vorangegangenen Installationen waren I WAS HERE – hier erörterte er das Thema Tagging, Gast war ein unkenntlich gemachter Sprüher – und IT IS I MYSELF – mit dem Thema Jesus als mediale Fiktion, Gast war Prof. Paul Zulehner.
Die Dreifaltigkeit des Triptychons kommt der Arbeitsweise des Künstlers entgegen, der immer einen Spagat zwischen wissenschaftlich fundierter Hintergrundrecherche und künstlerischer Arbeit mit den Medien Video, Fotografie, Installation und Performance macht und als Ankerpunkt in der Mitte die Kunstfigur Louis Anders (einen Avatar, etabliert als eine Mischung aus Moderator, Rezensent und Reflektor der Ausstellungsszene) installierte. Für seine Performances und Gesprächsrunden erfindet Tiberius Stanciu alias Louis Anders Räume, die mit dem Thema korrelieren. Das heißt, es bleibt ein Ausstellungsraum nach der Performance bestehen und nicht eine zweidimensionale Dokumentation eines vergangenen Ereignisses. Damit gelingt es dem Künstler Tiberius Stanciu, eine Show nach der Show zu hinterlassen, die dem Rezipienten zwar einen Abriss des Vergangen ermöglicht, ihm aber auch mit visuellen Eindrücken und gebauten Kulissen eine Assoziationsplattform bietet, wo Interaktionen und Reflektionen stattfinden können.
Tiberius Stanciu ist auch für seine extremen Leseperformances aus Filmdrehbüchern bekannt: “Rambo”, “Terminator”, “Dracula”, bei denen er während der Lesungen Zwiebel schneidet, Kren reißt oder Knoblauch isst. Dies zieht er bis zu dem Zeitpunkt durch, wo seine Augen tränen, seine Nase läuft und sein Mund brennt. Die selbst herbeigeführten körperlichen Qualen ins Unerträgliche getrieben, beenden die Performance. In Bukarest 2013, anlässlich der Eröffnung von “Collateral Orbit” wurde die erste “Dracula Lesung” durch einen Schnitt in den Finger und ein darauf folgendes Blutbad gestoppt. Der körperliche Einsatz des Künstlers in Verbindung mit seinen intensiven wissenschaftlichen Recherchen ergibt bei den Arbeiten einen tiefen kognitiven Raum für Spielereien und Umkehrungstheorien, sowie eine mehrschichtige Auseinandersetzung mit dem Thema der extremen persönlichen Erfahrung und ihrer Zurschaustellung im Fernsehen. Die Einbindung von Gästen erweitert den Informationsfluss und vermehrt die Perspektive, über die dann wieder reflektiert werden kann und eine neue Sicht der Dinge ermöglicht.

Daten zu den Filmen / Credits for the movies:

Schon 1911 wurde der erste rumänische Film Fatale Liebe des Regisseurs Grigore Brezeanu (1892–1919) uraufgeführt. Diesem Kurzfilm folgte 1912 ein wiederum von Brezeanu gedrehter, an die patriotischen Gefühle appellierender Film Der Unabhängigkeitskrieg mit heroischen Episoden aus dem Russisch-Osmanischem Krieg (1877–1878). Dieser ähnelt dem jedoch erst 1915 produzierten ersten amerikanischen Monumentalfilm Birth of a Nation.(Wikipedia german)
On 2 September 1912, at the Eforie cinema, the largest movie theatre in Bucharest, the premiere of IndependenÅ£a României took place. Despite all its shortcomings as the theatrical game of the actors, the errors of an army of extras uncontrolled by direction which provoked unintended laughter in some scenes and rendered dramatically limp those of the beginning, the film was well received by spectators, being shown for several weeks. Through this realization, through the dimensions of its theme, through the distribution method chosen, through the genuine artistic intentions, through its professional editing (for the time), the creation of this film can be considered Romania’s first step in the art of cinematography (Wikipedia english)

Dokumentation:

Zwei Gehängte in der italienischen Stadt San Vito al Tagliamento und der dazugehörige Feldpostbrief

Der Verfasser des Feldpostbriefausschnittes, sowie der Fotograf der Bilder, Herr Dr. Rudolf Beyer, war gegen Ende des Ersten Weltkrieges, als Verbindungsoffizier der k.und k. Armee unter anderem auch an der Isonzo Front sowie zwischen San Vito, Udine, Palmanova und Görz eingesetzt.
Aufgrund seiner Tätigkeit kam er viel im Kriegsgebiet Friaul herum. Als Hobbyfotograph dokumentierte er nebenbei mit seinen Bildern auch ein wenig das damalige, wechselnde Kriegsgeschehen in dieser Region, mit den verschiedenen Fassetten des damaligen Krieges.

Curriculum Vita Robert Serban

Robert Åžerban wurde am 4. Oktober 1970 in Turnu Severin (Rümanien) geboren. Er lebt in Temeschburg. Er ist Schriftsteller und Journalist, Regisseur und Moderator der Fernsehsendung „Pfeffer auf der Zunge“ (TVR TimiÅŸoara), Redakteur der Zeitschrift „Orizont“, Herausgeber des Brumar-Verlags.

Er debütierte 1994 mit dem Gedichtband Natürlich übertreibe ich (Debütantenpreis des Rumänischen Schriftstellerverbandes). Es folgten Odyssex (Gedichte, 1996), Pfeffer auf der Zunge (Interviews, 1999, Preis der Temeschburger Filiale des Schriftstellerverbandes), Pe urmele marelui fluviu / Auf den Spuren des großen Stroms (Koautor, zusammen mit Nora Iuga, Ioan Es. Pop, Werner Lutz und Kurt Aebli, Gedichte und Prosa, 2002), Temeschburg – eine Dreierfreundschaft (Koautor, zusammen mit Dan Mircea Cipariu und Mihai Zgondoiu, Gedichte, 2003, Preis der Zeitschrift „Poesis”), Das rosa Buch des Kommunismus (Memorialistik, Koautor, 2004), Das fünfte Rad (Interviews, 2004, Preis der Temeschburger Filiale des Schriftstellerverbandes), Barzaconii / Anus dazumal (Prosa, 2005), Heimkino, bei mir (Poesie, 2006, Preis der Zeitschrift „Observator cultural” für den besten Gedichtband des Jahres 2006, Preis der Temeschburger Filiale des Schriftstellerverbandes), Athénée Palace Hotel (Koautor, zusammen mit Alexander Hausvater, Theater, 2007), Das Auge mit der Rinne (Publizistik, 2007), o căruţă încărcată cu nimic / ein karren beladen mit nichts (Koautor, zusammen mit Ioan Es. Pop und Peter Sragher, Poesie, 2008), Der Todd wie Parrafin (Gedichte, 2010, Preis der Zeitschrift Luceafărul de dimineaţă, Preis der Temeschburger Filiale des Schriftstellerverbandes).

In 2009 erschien in Deutschland die Gedichtsammlung Heimkino, bei mir (Pop Verlag), in 2010 wurde in Serbien der zweisprachige Band Биоскоп у мојој куђи/ Cinema la mine-acasă (Meridijani) veröffentlicht, und in 2012 erschien in Ungarn die Gedichtsammlung Illatos koporsó (L’Harmattan).

Er empfing ein Stipendium von Soros Foundation (1995) und literarische Residenzen in Krems (Österreich, 2005), Thusis (2007, die Schweiz), Winterthur (2009, die Schweiz) und Wien (2013, die Österreich).

Robert Åžerban Gedichte wurden in den folgenden Sprachen uebersetzt: Deutsch, English, Franzoesisch, Serbisch, Tschechisch, Polnish, Spanish, Italienisch, Holländisch, Jiddisch, Ungarisch, Norwegish, Swedish, Arabisch, Ukrainisch und in zahlreichen Antologien und literarischen europaischen Zeitschriften publiziert.

2004 wurde dem Autor von der rumänischen Präsidentschaft der Orden für kulturelle Verdienste im Rang des Ritters verliehen.